Formales Lernen und informelles Lernen

Datum

Formales Lernen und informelles Lernen

Formales Lernen und informelles Lernen: Was ist der Unterschied?

Formales Lernen meint den organisierten, strukturierten und rein auf das Lernen fokussierten Lernprozess zum Erwerb einer Qualifikation, bescheinigt durch ein Zertifikat oder einen Bildungsabschluss. Informelles Lernen hingegen bezeichnet einen im (Berufs-) Alltag stattfindenden, unbewussten, nicht zertifizierbaren und unstrukturierten Lernprozess.

 

Definition: Formales Lernen

Formales Lernen bezeichnet nach Schäfer (2017: 32) einen organisierten, strukturierten und rein auf das Lernen fokussierten Lernprozess, der zum Erwerb einer Qualifikation dient. Sprich: Es soll ein Zertifikat oder Bildungsabschluss erworben werden. Formales Lernen ist dabei klassischerweise fremdorganisiert, wie zum Beispiel in Universitäten oder Schulen. Es hat eine konkrete standardisierte Zielvorgabe und findet in fremdbestimmten Lernrhythmen sowie Bildungseinrichtungen statt. Laut Sauter et al. (2018: 112) ist formales Lernen auf festgelegte Kenntnisse und Fähigkeiten beschränkt, nutzt pädagogische Methoden wie Frontalunterricht und ist problemunabhängig.

 

Definition: Informelles Lernen

Informelles Lernen bezeichnet einen im (Berufs-) Alltag stattfindenden, unbewussten, nicht zertifizierbaren und unstrukturierten Lernprozess, bei dem der Fokus laut Leimeister et al. (2018: 93) nicht auf Lernziel, -zeit oder -ort liegt. Typische Beispiele sind Lernen durch „Trial and Error“, der Besuch von Fachmessen, Coaching am Arbeitsplatz oder das Lesen von Fachbüchern. Informelles Lernen ist nicht organisiert oder zielgerichtet, findet „on the job“, sporadisch und selbst-motiviert statt. Nach Graf et al. (2019: 80) ist informelles Lernen häufig ein Nebenprodukt und ist daher problemgebunden. Da informelles Lernen nicht wie formales Lernen durch ein Zertifikat belegt werden kann, eignen sich bei Bedarf Verfahren wie Befragungen, Arbeitsproben oder Assessment Center zur Überprüfung des erlangten Wissens.

 

Formales und informelles Lernen im Berufsalltag

Oft können Fort- und Weiterbildungseinrichtungen dazu beitragen, bereits durch informelles Lernen angeeignetes, vielleicht eher unbewusstes Wissen zu strukturieren. „Ein wichtiges Element dabei ist eine globalere Perspektive, die unterschiedliche Lösungsansätze und Methoden vermittelt“, erklärt Bildungsreferentin Andrea Goldmann. Sie hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um formales und informelles Lernen auseinandergesetzt. „Für die berufliche Praxis bedeutet das, dass wir verschiedene formale und informelle Lernformate kombinieren müssen, um effektives Lernen ermöglichen zu können. So könnte man den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Beispiel nach einem Seminar tiefergehende Informationen zum Selbstlernen an die Hand geben oder theoretisches Basiswissen vorab in einem E-Learning vermitteln, sodass insgesamt eine hybride Lernsituation entsteht. Darüber hinaus haben viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits eigenständig durch ihren beruflichen Alltag informell gelernt, indem sie sich zum Beispiel Strategien angeeignet haben, um mit Problemsituationen umzugehen. Diese informell gelernten Bausteine, können dann in einem formalen Rahmen gefestigt oder angepasst werden. Organisiert man diesen formalen Rahmen dabei vor allem praxisorientiert, können neue Handlungsalternativen aufgezeigt, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer insgesamt stärker sensibilisiert und der Erfahrungsaustausch gestärkt werden. Diese praxisnahen, formal entwickelten Erkenntnisse können anschließend leicht in den Berufsalltag integriert, und dort (informell) gefestigt werden.“