Was ist Gewaltfreie Kommunikation?

Datum

Was ist Gewaltfreie Kommunikation?

Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg ist ein spezifischer Zugang zu Kommunikation und eine Haltung, um mit sich selbst und mit anderen in Kontakt zu kommen. Sie legt den Fokus auf verbindende Sprachanteile, basierend auf unserer Empathiefähigkeit. Bedürfnissen kommt dabei eine zentrale Rolle als Grundlage für vertrauensvolle Beziehungen zu.

 

Was versteht man unter Gewaltfreier Kommunikation?

Gewaltfreie Kommunikation ist eine Haltung und ein Menschenbild, das dabei hilft, sich selbst und andere als Menschen mit Potenzialen und Schwächen wahrzunehmen. Durch die Berücksichtigung von Bedürfnissen als intrinsische Motivation, liegt der Fokus der Gewaltfreien Kommunikation auf Verständigung und Verbindung. Grundvoraussetzung hierfür ist Freiwilligkeit. Nach Bendler und Heise (2018: 20) gibt Gewaltfreie Kommunikation Orientierung und Unterstützung, zum Beispiel in der Vorbereitung auf herausfordernde Gespräche oder in der Reflexion von unbefriedigend verlaufenden Situationen. Sie kann im persönlichen oder beruflichen Bereich genutzt werden, um zu kommunizieren und Konflikte zu lösen.

 

Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg

Marshall B. Rosenberg ist der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation. Er entwickelte nach Schönberger (2010: 1) die klientenorientierte Gesprächstherapie von Carl Rodgers weiter, bei der das aktive Zuhören im Mittelpunkt steht. Die Gewaltfreie Kommunikation gründet sich nach Rosenberg (2016: 18) auf sprachliche und kommunikative Fähigkeiten, die unsere Möglichkeiten erweitern, selbst unter schwierigen Umständen menschlich zu bleiben. Einfühlsames Hören und Sprechen sowie eine veränderte Grundhaltung in Auseinandersetzungen grenzen die Gewaltfreie Kommunikation nach Schönberger (2010: 1) von der klientenorientierten Gesprächstherapie Rodgers ab.

In seiner Arbeit beschäftigt sich Rosenberg mit unserer Empathiefähigkeit gegenüber anderen und uns selbst. Da Gefühle immer auf erfüllte oder unerfüllte Bedürfnisse hinweisen, können wir Bedürfnisse als den Motor unseres Handelns verstehen. Rosenberg unterscheidet deshalb zwischen der Handlung und der ihr zugrunde liegenden Motivation (Bedürfnisse). Er bezeichnet die Handlungsebene auch als Ebene der Strategien, aus denen wir nach Bendler und Heise (2018: 21) auswählen, um unsere Bedürfnisse (Motivation) zu erfüllen. Die von Rosenberg entwickelten vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation beschreiben damit letztlich das Zusammenspiel von Wahrnehmungen, Empfindungen und Handlungen von Menschen. Mit ihnen hat Rosenberg nach Bendler und Heise (2018: 25) eine Kommunikationsstruktur entwickelt, die es ermöglicht, Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken.

 

Schritte der Gewaltfreien Kommunikation (nach Rosenberg)

Das Grundmodell der vier Schritte ist in der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg zentrales Element. Diese vier Schritte sind „Beobachtung“, „Gefühl“, „Bedürfnis“ und „Bitte“. Rosenberg fasst diese vier Schritte in einer Faustformel zusammen: Wenn ich a sehe (Beobachtung), dann fühle ich b (Gefühl), weil ich c (Bedürfnis) brauche. Deshalb möchte ich jetzt gern d (Bitte).

Um die Kernaussagen der vier Schritte besser verstehen zu können, führte Rosenberg nach Weckert (2014: 35) folgende Schlüsselunterscheidungen ein.

 

Unterscheidung zwischen Beobachtungen und Bewertungen

Im ersten der vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation geht es um möglichst objektive, wertfreie Beobachtung einer Situation. Auch wenn nach Weckert (2014: 35) Interpretation und Bewertung notwendig sind, um sich eine Meinung zu bilden und Entscheidungen zu treffen, können sie die Kommunikationssituation erschweren, da der Zuhörer die Bewertung mithört. Vorteil der wertfreien Beobachtung ist nach Orth und Fritz (2013: 60), dass sie konkret ist und sich auf das beobachtbare Verhalten beschränkt. Dadurch ist sie ein gemeinsamer Ausgangspunkt.

 

Unterscheidung zwischen Gefühlen und Gedanken

Gefühle weisen auf erfüllte oder unerfüllte Bedürfnisse hin. Der Ausdruck von Gefühlen und Gedanken ist im Alltag nicht immer trennscharf. Weckert (2014: 35) nennt hierzu folgende Beispiele: Der Satz „Ich bin unsicher“ drückt aus, wie es mir geht. Der Satz „Ich fühle mich über den Tisch gezogen“ drückt dagegen kein Gefühl, sondern einen Gedanken in Form einer Schuldzuweisung aus. Wichtig ist also die Unterscheidung zwischen Gefühlen, Pseudogefühlen und Gedanken. Der zweite Schritt der Gewaltfreien Kommunikation zielt auf die Artikulation von Gefühlen ab.

 

Unterscheidung zwischen Bedürfnissen und Strategien zur Bedürfniserfüllung

Nach Schönberger (2010: 2) ist grundsätzlich jeder bereit, zum Wohlbefinden eines anderen Menschen beizutragen, sofern die eigenen Bedürfnisse befriedigt werden. Bedürfnisse lassen sich auf vielfältige Weise erfüllen, deshalb ist es essentiell, die Bedürfnisse hinter den Forderungen anderer zu verstehen und diese selbst zu kommunizieren.

 

Unterscheidung zwischen Bitten und Forderungen

Auf der Grundlage eines Bedürfnisses gilt es nach Baller und Schaller (2017: 67) klare und erfüllbare Bitten zu äußern. Im Gegensatz zu Forderungen lassen Bitten dem Gegenüber die Wahlfreiheit, ob und wie er auf unsere Vorschläge reagiert. Bitten erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass unser Gegenüber einfühlsam auf unsere Bedürfnisse reagiert.