Sprachcafé – ein Erfolgskonzept

Das Sprachcafé

Das Ruhrgebiet ist einer der größten Ballungsräume Europas und seit jeher Anziehungspunkt für Menschen unterschiedlicher Herkunftsländer. Mehr als 150 verschiedene Nationen sind aktuell in der Region vertreten. Umso wichtiger ist es, dass allen Menschen bei uns ein Zugang zur deutschen Sprache ermöglicht wird. Denn Sprache öffnet Türen: Von positivem Einfluss auf das Selbstbewusstsein, der gesellschaftlichen Teilhabe bis hin zu neuen Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt.

Damit es mit der deutschen Sprache klappt, ist die Sprachpraxis für Nicht-Muttersprachlerinnen und -sprachler wichtig. „Üben, üben, üben“ und das am besten vor Ort, ist eine besonders effektive Methode, um eine neue Sprache zu erlernen oder die eigenen Sprachkenntnisse zu erweitern. Sprachcafés können als unterstützende Sprachförderangebote nicht nur die Sprachkompetenz fördern, sondern auch zu wichtigen Anlaufstellen in einem Stadtteil werden. Das erleben wir zum Beispiel in unserem Sprachcafé in Mülheim an der Ruhr.

Sprache und Kultur erleben

Das Sprachcafé ist ein kostenfreies und unverbindliches Angebot, das Menschen unterschiedlichen Alters und aus mehr als 20 verschiedenen Ländern zusammenbringt. Das aktive und spontane Sprechen der deutschen Sprache steht hier im Mittelpunkt.

Ein Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichtet von fehlenden Möglichkeiten, die eigenen Sprachkenntnisse im Alltag anzuwenden. „Zuhause spreche ich immer Arabisch.“, erzählt eine Teilnehmerin, die seit 2018 in Mülheim an der Ruhr wohnt und aktuell als Alltagshelferin für eine Kita arbeitet. „Die Sprache ist sehr wichtig für mich auf der Arbeitsstelle und im Sprachcafé kann ich viel sprechen über Themen die mich interessieren. Das macht Spaß.“ Das Sprachcafé etabliert sich als unterstützendes Sprachförderangebot, das durch alltagsrelevante Themen das Leben im Stadtteil mitgestaltet. Zum Beispiel sorgt das Thema „Mülltrennung“ für Diskussion im Sprachcafé. „In meinem Heimatland gibt es keine Mülltrennung. Ich habe immer alles in eine Tonne geschmissen. Hier in Deutschland frage ich mich: ‚In welchen Mülleimer gehört das?‘ Einmal habe ich einfach alles in eine Mülltonne geworfen und dann kamen große Probleme mit den Nachbarn.“, berichtete ein junger Arzt aus Palästina.

Wertschätzung fördern

Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden gesellschaftspolitische Themen praktisch und lösungsorientiert aufgearbeitet. Die Themenschwerpunkte „Demokratie und Menschenrechte“, „Interreligiösität“ sowie „Umweltschutz und Gesundheit“ werden in zugänglicher Sprache und mithilfe kreativer Angebote bearbeitet. Besonders beliebt sind darüber hinaus die regelmäßigen Ausflüge in die Umgebung. Gemeinsame Museumsbesuche, wie z.B. ein Besuch in die Ausstellung des Gasometers, ein Demokratieworkshop im Vielrespektzentrum in Essen sowie eine Sozialraumerkundung des ländlichen Raums in der Römerstadt Xanten weiten den Blick und das Interesse für eine aktive Teilhabe und Partizipation im eigenen Umfeld.

Im Sprachcafé ist jeder Mensch willkommen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion und sexueller Orientierung. Daraus ergeben sich oft Gespräche, die über das eigene Milieu hinaus Toleranz und gegenseitige Wertschätzung fördern. Das aktive Thematisieren von Schwierigkeiten im Alltag schafft einen offenen und sicheren Raum. In Kooperation mit der Beratungsstelle Arbeit findet regelmäßig eine offene Sprechstunde für Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sprachcafés statt. Hier werden im vertrauten Gespräch individuelle Fragen, z. B. zu Leistungsansprüchen, Weiterbildung und beruflicher Qualifizierung beantwortet. Das Sprachcafé leistet einen wichtigen Mehrwert für die Integration in Mülheim, Oberhausen und Umgebung. Es ist ein aktiver, kreativer und im Wandel begriffener Ort, der Begegnung schafft!